Deutschland

kiel laboe gst 442725.11.2013: "Die maritime Sicherheitspolitik Deutschlands entspricht nicht der einer führenden Exportnation in Europa." Dieses Fazit zogen am 19. November Politiker und Wissenschaftler beim 6. Maritimen Expertengespräch der Deutschen Maritimen Akademie in Laboe bei Kiel. Das Thema der Veranstaltung lautete: "Vernachlässigt Deutschland seine maritime Sicherheitspolitik?" Das Plädoyer von Professor Krause, Leiter des Instituts für Sicherheitspolitik an der Uni Kiel, lautete, sich nicht nur auf das "Sicherheitsnetz" der USA zu verlassen, sondern stärker auf Kooperation der EU-Staaten in Richtung einer eigenen europäischen Armee zu setzen.

 

Als Hindernis auf diesen Weg sah Krause eine zunehmende "Bedenkenträgerei" in der deutschen Politik – der Pazifismus sei dort inzwischen so ausgeprägt, sodass bei vielen EU-Staaten militärisch kaum noch ein Interesse an einer Kooperation mit Deutschland bestehe. Diesem Missstand sei entschiedener entgegen zu treten. Nicht ohne Grund hatten die Seekrieger der Marine-Akademie den Kieler Professor als Hauptredner geladen, liefert das Institut für Sicherheitspolitik Kiel (ISPK) der Bundesregierung doch regelmäßig Lageanalysen über den weltweiten Terrorismus und entwickelt Strategien für Aufstandsbekämpfung. Daneben ist Prof. Krause ein bundesweit renommierter Kämpfer gegen Zivilklauseln an den Hochschulen.

Anwesend bei der Veranstaltung waren neben Angehörigen der Bundesmarine (aktive wie ehemalige, u.a. ein Vizeadmiral a.D.) auch zwei Bundestagsabgeordnete: Hans-Peter Bartels (SPD) und Ingo Gädechens (CDU). In Vorwegnahme der außenpolitische Ziele einer künftigen großen Koalition machten sich beide unisono für eine Stärkung der europäischen Zusammenarbeit bei maritimen Rüstungsprojekten stark – und natürlich hoben beide die herausragende Rolle der Kieler Region für die „gemeinsame europäische Sicherheitspolitik“ hervor. Recht haben beide insofern, als dass in Kiel und um die Kieler Förde herum immer mehr Rüstungsgüter produziert und maritime Einsatzstrategien geplant und praktische Einsätze organisiert werden.

kiel COE CSW logoSo befindet sich in Kiel das NATO Expertenzentrum für Operationen in Randmeeren und Küstengewässer (COE-CSW). Dies ist eine internationale militärische Organisation, die die Deutsche Marine im Rahmen eines Programms der NATO betreibt. Es hat seinen Sitz beim Stab der Einsatzflottille 1 in Kiel. Das COE-CSW wurde seit April 2007 aufgebaut und entwickelt Strategien für den gemeinsamen Einsatz von Fregatten, kleinen Booten, und U-Booten in Randmeeren und Küstengewässern. Außerdem verfügt das COE CSW über ein Netzwerk von Experten in den Bereichen Forschung, Technologie, Einsatzgrundsätze und Verfahren. Die örtliche und inhaltliche Nähe zum ISPK der Kieler Uni rundet das Bild ab, dass hier Einsatzszenarien für künftige „Missionen“ im Ausland zumindest schon mal vorbereitet werden.

Weiterhin befindet sich in Kiel das Flottenkommando, von dem die Auslandseinsätze für den Überwasserkrieg für die Einsatzflottille 2 geplant werden. Regelmäßig sind von Kiel aus Kriegsschiffe Richtung Mittelmeer und Horn von Afrika unterwegs um die internationalen Seewege  vor „terroristischen Überfällen“ oder „internationaler Piraterie“ zu schützen. Und nicht ohne Stolz berichten die "Kieler Nachrichten (KN)" am 22.8.12, von der Mission des in Kiel stationierten Flottendienstbootes "Oker". Die "Oker" kreise demnach wie ein "elektromagnetischer Staubsauger" vor der syrischen Küste und sammele wichtige Daten, die dann zum Kommando Strategische Aufklärung der Bundeswehr und zum Bundesnachrichtendienst fließen; der BND gebe die gewonnenen Erkenntnisse an US- und britische Partnerdienste weiter, die wiederum die aufständischen Gruppen in Syrien unterrichteten.

In Eckernförde in der Kieler Bucht befinden sich darüber hinaus die Marineschutzkräfte bzw. die Marineinfanterie sowie spezialisierte Einsatzkräfte wie Kampfschwimmer und Minentaucher -  eine Art KSK der Marine.

In Kiel wird in diesem Jahr mit großem medialen Aufwand die 175jährige Werftgeschichte gefeiert. Die 1838 gegründete Eisengießerei Schweffel & Howaldt war Ausgangspunkt der späteren Howaldtswerft, die dann jahrzehntelang HDW hieß und jetzt als TKMS (ThyssenKrupp Marine Systems) eine reine U-Boot-Werft ist mit einem kleine zivilen Ableger, der zum Abu Dhabi MAR-Konzern gehört. In einer Beilage zu den Kieler Nachrichten (1. 10.13), die das segensreiche Wirken der Werft für Kiel lobhudelt, ist auch der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Torsten Albig (SPD), gegenüber dem größten Kieler Rüstungsbetrieb nur des Lobes voll: "Jahrzehntelange Erfahrung sowie immer wieder neue, innovative Idden, Entwicklungen und Konzepte sichern den Erfolg der Kieler Werft, die seit 175 Jahren Gewinn bringt für die Menschen, die dort arbeiten, für die Landeshauptstadt und für das ganze Land. (...) Sie ist so etwas wie ein Wahrzeichen für die maritime Wirtschaft." Hauptsächlich werden in dieser Beilage natürlich die tollen U-Boote gefeiert, die seit 1957 unter dem Motto "Leiser, Tiefer, Schneller" in alle Krisengebiete dieser Welt geliefert werden. Gegenwärtig ist insbesondere das Pulverfass Nahost – und hier insbesondere Israel- Abnehmer der U-Boote.

kiel geschichte HDW gst 4413Bei den Kieler HDW-Feierlichkeiten wird weitestgehend verschwiegen, dass der U-Boote-Bau auf der Werft in einer unheilvollen militaristischen Tradition steht. Während des Faschismus wurden bei HDW Kiel 31 U-Boote gebaut. 1945 hatten die Betriebsräte der Werft gelobt, dass auf der Werft nie wieder Kriegsschiffe und U-Boote gebaut werden sollen. Im Zuge der Wiederaufrüstung der BRD und der Eingliederung in die NATO war diese Vorstellung aber bald Makulatur. 1967 belieferte man die Militärdiktatoren in Griechenland; in den 70/80 Jahren an den chilenischen Diktator Pinochet und ab 1985 ermöglichte man das rassistische Südafrika den Bau von U-Boote made by HDW.

Zurück zur eingangs erwähnten Veranstaltung über die Zukunft der "maritimen Sicherheitspolitik".

Veranstalter war die Deutsche Maritime Akademie, die eine Stiftung des Deutschen Marinebundes e.V. (DMB) mit Sitz in Laboe (Schleswig-Holstein) ist. Nach deren Selbstverständnis sieht der Marinebund seine Aufgabe darin, "aufzuklären" über

  • die sicherheitspolitische Bedeutung freier Seewege,
  • die Rolle der Deutschen Marine für die sicherheitspolitischen Interessen der Bundesrepublik und
  • das Verständnis für eine zeitgemäße maritime und militärische Gedenkkultur in Deutschland wach zu halten.

Ort der Veranstaltung war die Historische Halle des Marine-Ehrenmal in Laboe. Das 85m hohe Marine-Ehrenmal an der Kieler Außenförde (1936 in Anwesenheit Hitlers eingeweiht) ist steingewordenes Symbol des deutschen maritimen Militarismus. 1954 gaben die britischen Alliierten das Marine-Ehrenmal an den Deutsche Marinebund zurück. Die Überlegung, das Marine-Ehrenmal zu sprengen, wurde leider verworfen, da dieses – nach Ansicht der Briten -  nicht den Krieg verherrliche, sondern vielmehr ein „persönlicher Tribut (für die) … im Dienste des Landes gefallenen Angehörigen der Marine“ sei.

Eine Erweiterung erfuhr das Denkmal 1972: Ein U-Boot U 995, (1943 in Dienst gestellt), das auch von innen besichtigt werden kann, wurde am Strand direkt vor dem Ehrenmal aufgestellt.

So sollte dieses Ensemble für alle Friedensbewegten der Region ein immerwährender Ansporn sein im Kampf gegen Rüstungsproduktion und Militarismus – mit welchem modernen Mäntelchen er sich auch immer tarnen mag.

Text/Fotos: gst

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
zum Text hier
++++++++++++++++++++++++++++++++

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

EL Star 150

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.