Deutschland

Transparent Italien marcomazzei24.10.2013: Das "Nordheide Wochenblatt" hat in seiner Ausgabe vom 23.10.2013 eine Traueranzeige für den verstorbenen NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke abgedruckt, die von den Neonazi-Gruppierungen „Nationaler Widerstand Tostedt“ und „Nationaler Widerstand Unterelbe“ aufgegeben worden war. Christel Wegner, Mitglied der DKP und ehemalige niedersächsische Landtagsabgeordnete findet das einen Skandal. In einem Leserbrief an das Wochenblatt schreibt sie:„Mit Entsetzen und Abscheu habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie eine Traueranzeige des sogenannten „ Nationalen Widerstand Tostedt und Unterelbe“ veröffentlicht haben. Darin wird der Tod eines Faschisten und verurteilten Kriegsverbrechers betrauert!“

Erich Priebke war mitverantwortlich für eines der grausamsten deutschen Kriegsverbrechen auf italienischem Boden: das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen. Am 24. März 1944 ermordete die SS im Steinbruch im Süden von Rom 335 Männer - der jüngste war erst 15 Jahre alt. Das Massaker war eine grausame Strafaktion der deutschen Besatzer. Denn einen Tag zuvor hatten italienische Partisanen 33 Männer einer deutschen Polizeieinheit bei einem Bombenanschlag getötet. Die Besatzungsmacht beschloss: Für jeden toten Deutschen sollten zehn Italiener sterben. Die Namensliste führte ein SS-Hauptsturmführer aus Brandenburg, Erich Priebke, der auch selbst Gefangene erschossen hat.

Mit Hilfe der katholischen Kirche und wohl auch deutscher Geheimdienste gelang ihm 1948 die Flucht nach Argentinien. Diese Fluchtroute ist bekannt unter dem Namen „Rattenlinie“. Auch andere NS-Kriegsverbrecher sind über diese Route nach Argentinien geflohen, wo sie sich sicher glaubten vor einer Strafverfolgung. Adolf Eichmann und der "Todesengel von Auschwitz", Josef Mengele, tauchten in Argentienien unter. Erich Priebke lebte jahrzehntelang unbehelligt unter seinem richtigen Namen in Patagonien.

1994 wurden die Ermittlungen gegen Priebke wieder aufgenommen. Italien erwirkte seine Auslieferung. Doch im ersten Prozess vor einem Militärgericht wurde er freigesprochen, was zu weltweiten Protesten führte. Ein Militärberufungsgericht nahm den Fall wieder auf, 1998 wurde Priebke zu lebenslanger Haft verurteilt. Nur ein Jahr später wurde die Strafe in Hausarrest umgewandelt. Priebke konnte sich aber frei bewegen und seinen 90.Geburtsta zusammen mit Neonazis aus aller Welt am Lago Maggiore feiern. Die geplante Feier der Neonazis zu seinem 100. Geburtstag hat dann aber der Bürgermeister von Rom untersagt.

Erich Priebke starb am 11. Oktober 2013 in Rom. Die italienische Polizei untersagte eine öffentliche Begräbnisfeier sowie den öffentlichen Transport des Sargs und Kundgebungen für den Kriegsverbrecher. Die erzkonservative Piusbruderschaft setzte sich über das Verbot der römischen Regierung hinweg und veranstaltete eine öffentliche Trauerfeier für Priebke. Die Polizei beendete diese neofaschistische Kundgebung gewaltsam. Italien will Priebke nicht auf seinem Territorium beerdigen, auch Argentinien hat abgelehnt. Die Stadt Henningsdorf bei Berlin, Priebkes Geburtsstadt, sieht keine gesetzliche Grundlage für eine Beisetzung in Brandenburg, auch will man nicht einen möglichen Wallfahrtsort für Neonazis zu schaffen.

Denn in Neonazikreisen wird Priebke hoch verehrt. Der NPD-Vorsitzende Holger Apfel erklärte zum Tod von Erich Priebke: “Nachdem die Verantwortlichen in Italien und Deutschland Erich Priebke auch zu seinem 100. Geburtstag am 29. Juli 2013 den Gnadenakt der Freilassung aus dem Hausarrest und damit wenigstens symbolisch die Wiedergutmachung für 20 Jahre Rechtsbeugung verwehrten, wurde der letzte Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges – eines der anständigsten Männer seiner Generation – heute zur großen Armee abberufen. Möge er nun die Freiheit haben, die ihm bis zuletzt versagt blieb!"

Die Gruppierung „Nationaler Widerstand Zweibrücken“ hatte für den 15.10.2013 zu einer Mahnwache zum Gedenken an Erich Priebke aufgerufen. Die Gruppierungen „Nationaler Widerstand Tostedt“ und „Nationaler Widerstand Unterelbe“ gaben die Todesanzeige für das Nordheider Wochenblatt auf. Dass diese Anzeige gedruckt wurde, ist kein Versehen oder nur Unachtsamkeit. Denn die Zeitung prüft genau, welche Anzeigen sie drucken will oder nicht. So weist Christel Wegner in ihrem Leserbrief daraufhin: „Mir als DKP – Mitglied haben Sie 2008 die Veröffentlichung einer Anzeige verweigert, mit der ich als damalige fraktionslose niedersächsische Landtagsabgeordnete für eine Veranstaltung werben wollte“.

Die Gruppierungen „Nationaler Widerstand Tostedt“ und „Nationaler Widerstand Unterelbe“ betreiben eine eigene Webseite. Sie machen kein Hehl aus ihrer Nähe zur NPD. Ihre Losungen: „Steh auf gegen die Übermacht der Demokraten“ und „Die Demokraten bringen uns den Volkstod“. Auch angesichts der Nähe der Gruppierungen „Nationaler Widerstand“ zur terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund"  (NSU) ist diese Veröffentlichung der Anzeige ein Skandal.

Text: mami   Foto: marcomazzei

Siehe auch : Buchholzblog – Die Alternative zum Wochenblatt

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