Aus Bewegungen und Parteien

bildungsstreik_muenchen_2011_09316.11.2012: Als einen ersten Schritt oder Neuanfang bezeichneten mehrere Teilnehmer die Bildungspolitische Konferenz der DKP, die am vergangenen Samstag im Jugendkombihaus in Bottrop stattfand. Auf Einladung der Jugendkommission des Parteivorstandes diskutierten knapp 40 Teilnehmer, darunter eine Reihe von Mitgliedern der SDAJ, über Positionen von Kommunistinnen und Kommunisten im Bildungs-, vor allem im Schulbereich und Möglichkeiten des gemeinsamen Eingreifens.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Forderung nach einer Schule für alle, also der Abschaffung des gegliederten Schulsystems. Welche Auswirkung die soziale und ethnische Selektion in Schule und auch schon Vorschule nach der Vorgabe wirtschaftlicher Interessen hat, verdeutlichte Wera Richter als Leiterin der Jugendkommission einleitend anhand von Zahlen. So werde Hauptschülern und zunehmend auch Realschülern der Weg in das duale Ausbildungssystem versperrt. 2,2 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren, 15 Prozent dieser Altersgruppe, hatten laut DGB 2011 keinen Berufsschulabschluss. Diese „abgehängte Generation“ werde kaum ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. Ihr drohe ein Leben aus Zeiten in Warteschleifen, Erwerbslosigkeit, prekärer Beschäftigung.

Rolf Jüngermann, Mitglied des Bezirksvorstandes der DKP Ruhr-Westfalen, gab einen Überblick über die lange Geschichte des Kampfes um eine Schule für alle, in der es gelte „alle alles ganz zu lehren“; ein Kampf, der auch weiterhin eines langen Atems bedürfe. Der Klassenkampf von oben, der über die Bildung gezielt die Arbeiterklasse vernachlässige, könne nur funktionieren, weil die soziale Selektion als Leistungsselektion getarnt werde. Es sei hinlänglich bewiesen, dass das gegliederte Schulsystem Ungleichheit erzeuge. Die Grundschule übernehme dabei in vorauseilendem Gehorsam die Drecksarbeit, um die parasitäre Rolle des Gymnasiums zu bewahren. „Wer das Gymnasium nicht integrieren will, soll von Chancengleichheit schweigen“, so Rolf Jüngermann. Der Königsweg bleibe die Gesamtschule, so ungenügend sie auch heute oft sei. Ein wichtiger Bündnispartner in dieser Auseinandersetzung seien die Eltern, die sich mit etwa 70 Prozent für ein einheitliches Schulwesen im Anschluss an die Grundschule aussprächen. Max Matthes, Landesvorsitzender der SDAJ Hessen, wies wie mehrere weitere Diskussionsteilnehmer darauf hin, dass die steigende Rolle der Privatschulen nicht außer Acht gelassen werden dürfe. In Zukunft könnten sie die Gymnasien ablösen. Er wies angesichts der verschärften sozialen und ethnischen Ausgrenzung auf das Problem des wachsenden Rassismus hin, das angesichts des Konkurrenzkampfes der Schüler untereinander die Forderung nach einer Schule für alle untergraben könne. Daher sei es besonders wichtig, konsequent bei der Forderung eine Schule für alle zu bleiben.

Klaus Stein, stellvertretender Bezirksvorsitzender der DKP Rheinland, eröffnete den zweiten Diskussionsstrang mit Ausführungen zur Forderung nach demokratischer Allgemeinbildung, die die DKP in ihren bildungspolitischen Forderungen für NRW aufgestellt hat. „Wir können noch nicht mit einem fertigen Konzept einer demokratischen Allgemeinbildung aufwarten. Die politische Debatte über die Inhalte sollte aber schleunigst beginnen. Und wir sind als DKP durchaus in der Lage, dazu Anstöße zu geben“, so Stein. Es gehe am Ende um Antworten auf die Frage, welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötigt das Volk, um zu herrschen? Das sei der Kern unseres Begriffs von Allgemeinbildung. Angesichts des gegenwärtigen Niveaus der Klassenauseinandersetzungen müssten wir aber zunächst fragen, „welche Kenntnisse und Fähigkeiten benötigt die arbeitende Klasse, um sich selbst zu organisieren und Widerstand zu leisten? Oder noch bescheidener: welche falschen Vorstellungen, irrealen Phantasien, Legenden und Lügen müssen raus aus den Köpfen? Welche Kenntnisse, Fähigkeiten, Haltungen erschweren es den Herrschenden, die Herrschaft über die arbeitenden Menschen auszuüben?“ Als nächstliegende Anknüpfungspunkte benannte Klaus Stein die Friedens- und antifaschistische Erziehung.(Referat im Anhang)

Für den SDAJ-Bundesvorstand gab Paul Rodermund nach einer Bilanz der Bildungsstreikbewegung einen Ausblick auf die derzeit laufende bundesweite Aktionswoche für kostenfreie Bildung. „Auch hierzulande beginnen wir die Maßnahmen zur,Überwindung‘ der Weltwirtschaftskrise zu spüren. Immer mehr Landes- und Bezirksregierungen erarbeiten Pläne zur Umsetzung der Schuldenbremse“, so Paul Rodermund. Baden-Württemberg wolle über 8.000 Lehrer einsparen, in Köln werde die Unterstützung von Materialkosten für Erstklässler in Höhe von 500.000 Euro gestrichen, der Koalitionsvertrag in NRW benenne als einzige konkrete Sparmaßnahme Stellenstreichungen an Berufskollegs und in Hessen werde die Bezuschussung des Mensaessens eingestellt. In der Aktionswoche für kostenfreie Bildung vom 14. bis 22. November gehe es vor allem darum, Aktionen vor Ort, an den Schulen selbst zu organisieren. So könne der Zusammenhang zwischen der kapitalistischen Krise und den steigenden Bildungskosten greifbar werden. „Wir haben als SDAJ in den Bildungsstreiks stets darum gerungen, das Kleine mit dem Großen zu verbinden. Denn klar ist, eine losgelöste vereinzelte Aktion wird nicht ausreichen um das Bildungssystem umzukrempeln. Dafür braucht es dauerhafteren Druck“. Mitglieder der DKP könnten in den Bildungskämpfen eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Schülern, Eltern und Lehrern bilden. Um die gemeinsame Aktionsorientierung ging es unter anderem auch in den anschließenden Arbeitsgruppen zum Widerstand gegen das Turbo- Abi, zu Bundeswehreinsätzen an Schulen und Universitäten, zur Interessenvertretung an Schulen und zur desolaten Situation der Beschäftigten vor allem in der Weiterbildung. Die Jugendkommission wird die Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die Referate und Diskussionsbeiträge der Konferenz auswerten und der Partei in geeigneter Weise zur Verfügung stellen.

Text: Wera Richter (aus UZ vom 16.11.12)  Foto: Bildungsstreik München 2011

 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

EL Star 150

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.